Montag, 29. Dezember 2008

Mal ganz andere Vorsätze

für das neue Jahr (unter Zuhilfenahme mystischer Zahlen):

- mindestens 666 mal „leck mich am Arsch“ sagen
- mindestens 187 mal betrunken sein
- mindestens 99 mal sehr betrunken sein
- mindestens 23 Frauen verführen
- mindestens 7 Tage die Woche am Arsch sein
- höchstens 1 mal pünktlich zur Arbeit kommen

Ansonsten ist natürlich „weitermachen!“ die Devise, man lernt ja eh nichts dazu und macht sowieso den selben Käs wie zuvor...

Freitag, 26. Dezember 2008

Alle Jahre wieder

führe ich beim durch beispiellosen sozialen Druck erzwungenen Kirchenbesuch an Heiligabend meine traditionelle Zwiesprach mit Gott. Da er für gewöhnlich nicht antwortet, sollte ich es wohl eher Monolog meinerseits nennen. Wenn man nicht religiös ist, hat man eigentlich ein entspanntes Verhältnis zu Gott, unabhängig davon, ob er nun existieren sollte oder nicht. „Gott, alter Kumpel, was ist passiert seit letztem Jahr? Ach so mal wieder nichts zu sagen? Dann erzähl ich dir halt was bei mir so ging. Der Rest in deiner Kirche ist gerade eh relativ langweilig. Also...“.
Zeit das Gejammer zu starten, Zeit die Zeit Revue passieren zu lassen. Im Grunde gibt es nicht so viel, über das ich mich beschweren sollte, deutlich weniger als in den Jahren zuvor. Vielleicht ist es mir einfach immer mehr egal, vielleicht habe ich einfach keine Lust mehr, die mentalen Fäuste gen Himmel zu ballen und im Stillen zu schreien „warum musste das wieder so kommen?“, das allgemeine „gibt es denn keine Gerechtigkeit?“, das einfache „warum, warum?“ oder ähnlichen weihnachtlichen Schwachsinn. An ganz bösen Weihnachten war auch schon „Gott du Arschloch“ und ähnliches im Programm.
Da der Allmächtige ja nicht antwortet (leider dient dies weder zum Beweis seiner Existenz noch Nichtexistenz) kommt man dabei leider vom hundersten ins tausendste Detail. Ununterbrochen kann man seine Gedanken im wildesten Mix von sich geben. Man verhakt sich in Gedankenschleifen, denkt fünf mal an das gleiche, verliert den Faden, denkt dann an Essen, Arbeit und Frauen. Dann besinnt man sich wieder: scheiße, Thema verloren. Also zurück, zurück zu weihnachtlichen Gedanken, vielleicht doch wieder etwas netter zu Mitmenschen sein, auch wenn oft nur Scheiße zurückkommt und man das ja eigentlich bleiben lassen wollte. Vielleicht sollte man, also ich im speziellen, weniger fluchen, also weniger blasphemisch insbesondere, weil, ja Gott, wenn er existierst, dann hat er das vielleicht nicht gern. Also kein „gottgefickte Hurensöhne“ mehr. Obwohl. Also wenn Gott gut ist und ficken sowieso (außer bei den Katholiken, da ist es böse) und Söhne von Huren ja nichts für ihre Mütter können und selbst wenn, so sind es doch die niedersten der Armen, denen man christlich helfen muss. Huren sind ja nicht böse, war nicht auch Maria Magdalena eine Hure und die de-facto Freundin von Jesus? Oder hat das die katholische Kirche erfunden? Also das mit der Hure, nicht das mit Freundin. War sie dann gar keine Hure und wurde nur zur Hure, damit sie böse sei? Sind Huren böse? Die Hure Babylons schon, die ist ja auch die Definition von böse. In „die letzte Versuchung“ war Maria Magdalena eine Hure, aber das ist ein Roman, ein fiktives Werk. Von der katholischen Kirche verdammt übrigens. Hmmm... scheiße, schon wieder das Thema verloren.

Montag, 22. Dezember 2008

In eigener Sache...

Der Mann von heut lebt ungesund,
isst Currywurst mit Fritten,
tut häufig seine Meinung kund,
und denkt sehr oft an Titten.

Der Mann von heute trinkt viel Bier,
und manchmal auch gern Klare,
er steht stagniert im jetzt und hier,
am Arsch da hat er Haare.

Der Mann von heute spielt auf Sieg,
wenn er sein Werk verrichtet,
der Mann von gestern führte Krieg,
der Mann von heute dichtet.

Dienstag, 16. Dezember 2008

Gulasch, Rouladen, Hackbraten

„Fleischer“. „Hassbeauftragter“. Ein kurzes Nicken, mehr nicht. Ja, genau so stelle ich mir in meinen Träumen jede Begegnung mit dem Metzgermeister hier ums Eck vor. Leider ist die Realität nicht ganz so grotesk wie im Film: ich sage nicht „Fleischer“ zu ihm sondern „einmal Gulasch mit Nudeln“ und er sagt dann auch nicht „Hassbeauftragter“, sonder nur „4 €. Lass es dir schmecken“.
Dennoch ist jeder Besuch ein Highlight. Hier wird noch Fleisch mit Fleisch serviert, Fett mit Fett, Schwarte mit Schwarte, Sülze mit Sülze. Höchstens ein paar Kohlenhydrate anbei, aber bloß kein Gemüse! Nun ja, Rotkohl... den schon, der hat Tradition, aber sonst? Gulasch, Rouladen, Hackbraten, Schweinshaxen, Bouletten, Bratwürste, Steaks. Und all das erfreut sich größter Beliebtheit. Jung und alt, alle speisen hier gerne. Bauarbeiter schon morgens zum Frühstück, Studenten und Autonome den ganzen Tag, Proleten am Abend mit Familie und ich mitten unter ihnen. Hier ist man noch sicher vor der vegetarisch-öko-vegan-hip-alternativen Kiez-Szenekultur, hier ist noch eine Bastion des Raubtieres Mensch, hier wird noch geschlachtet, hier werden noch Herzen verfettet! So kommt da ein offensichtlicher Stammgast, Sorte: „Mitte 40, alleinstehend, vermutlich Porno- und Briefmarkensammler“, und rätselt vor der Auswahl. „Hmm, was nehm ich denn heute? Ach ja, warum nicht mal den Hackbraten. Aber mit Püree bitte, nicht mit Kartoffeln“. Genau, den Hackbraten, der macht sich sicher gut nach dem Gulasch gestern und der Roulade morgen.

Sonntag, 14. Dezember 2008

Besinnliches zum dritten Advent

Oh Weihnachtszeit, oh Weihnachtszeit,
am liebsten wär ich ständig breit,
läg in den Armen einer Frau,
und wär den ganzen Tag nur blau,
im Dezember einmal glücklich sein,
doch nein, jetzt kommt die Weihnachtspein!

Advent, Advent, die Seele brennt,
ich hab den halben Tag verpennt,
schaff nichts zu tun und nichts zu kaufen,
vor Weihnachten kann ich nur saufen,
und immer wieder muss ich denken,
ich brauch kein Weihnacht um zu schenken!

Freitag, 12. Dezember 2008

Da schreibt mir doch der Thomas Gsella

in das für 9,95 € teuer erworbene Gedichtbändchen „Nennt mich Gott“ als Widmung - auf meinen speziellen Wunsch, es solle eine Weisheit fürs Leben sein und meinen Namen enthalten - nach längerer Denkpause (wodurch ich schon Großartigstes erwarte), nur

„Für Matthias!
Lieber
glücklich
als
traurig -“.

Ihm falle einfach gerade nicht mehr ein sagt er und schaut dabei dann, ob seines lyrischen Spontanversagens wohl, doch eher ein bisschen traurig als glücklich. „Egal“, sage ich, „das reicht, ist super“, nehme seine Weisheit in mir auf, gehe heim, tippe diesen Text und werde gleich noch glücklich ein Bier trinken gehen.

Samstag, 6. Dezember 2008

Der Mann und die Gitarre

Ich muss schon zugeben, es hat mich überrascht, wie Matt Elliott live Musik macht. Ich muss auch zugeben, dass ich seine letzten zwei Album vorher nie angehört habe, aber das vorherige, „Drinking Songs“, hätte mich schon vorwarnen können. Zumindest dass es schwermütig wird, war zu erwarten. Aber was dann wirklich passiert ist... nur ein Wort: wow.
Dabei ist es doch so wenig auf den ersten Blick. Ein Mann, zwei Gitarren, zwei Flöten und eine Stimme. Doch dann loopt er sich selbst und bastelt Strophe für Strophe, Instrument für Instrument, Melodie um Melodie, Stimme um Stimme bis zum Chor, ein Lied. Und dieser Prozess dauert, es herrscht keine Eile. Denn Lieder so ernst und emotional müssen lang sein, sie müssen an den zehn Minuten kratzen. Es sind Lieder, die langsam von der Konzertgitarre und Matt Elliotts Stimme getragen, so zart und zerbrechlich wirken. Nur um dann nicht selten aufgetürmt zu werden, zu regelrechten Klangmonstern, es sind kataklysistische Höhepunkte, denen aber selbst der schreiende Verzerrer nicht die Schönheit rauben kann. Plötzlich herrscht fast Ruhe und Matt Elliott ist zu Boden gebeugt, dreht an den Reglern, lässt den Raumklang zurückkehren und überwältigt uns alle.
„We're slaves, we're slaves, we're slaves; though our chains are golden; they're still just fucking chains...“. Es ist Melancholie ohne Depression, die Kälte die Matt Elliott überträgt hat 37° Celsius. Und diese zerbrechliche Schönheit wird fast tanzbar, als er zur Konzertgitarre noch Drum'n'Bass-Rhythmen beimischt, Breakbeats schnell und komplex, wie sein Flamencogitarrenspiel dazu.
Zum Schluss kommt dann endlich „the Kursk“: „The water is rising and slowly were dying; we won't see light again“. Eigentlich braucht man nichts mehr zu sehen nach Matt Elliott. Das Wasser möge ruhig steigen, wir singen einfach mit.

Dienstag, 2. Dezember 2008

Das Wunder der Fünf-Minuten-Terrine

Die Errungenschaften unserer Gesellschaft sind vielschichtig und fragwürdig, die Krönung kommt im Plastikbecher und heißt „Spaghetti Bolognese“. Es ist ein Schauspiel des Schreckens, wie man mit einem Wasserkocher und pulveriger Masse plus Nudelandeutungen eine zähflüssige Masse zubereiten kann. Umrühren bloß nicht vergessen. Da entstehen doch tatsächlich Hackfleisch- und Karottenstücke, Nudeln, die aussehen wie gebleichte Arterien, und als Krönung eine Soße, die sich in Nullkommanichts von dürrer Plörre zu dichtem Geschmacksverstärker-Klebstoff wandelt.
Doch: ich habe schon bedeutend schlechteren Fraß in bedeutend mehr als fünf Minuten selber gekocht. Meine Variationen des Klassikers „Nudeln mit Soße“ sind zwar gelegentlich durchaus Höhepunkte der kulinarischen Improvisation, doch leider gelegentlich auch schwere Verbrechen gegen die Verdauung. Angewidert denkt man da an die Kreationen „Chilliunfall“, „Japanische Trockenfische“ und, ganz furchtbar, „Halloumiverklebung“ zurück. Insofern steht mir Kritik nur bedingt zu. Ich sollte vielmehr der Maggi GmbH dankbar dafür sein, mir eine kostengünstige kleine und schnelle Mahlzeit zur Verfügung zu stellen, damit ich in Zeiten der Not und Faulheit nicht Hunger leiden muss. Danke Maggi GmbH.

Montag, 1. Dezember 2008

Moderne Lyrik Teil 2: Selbstzweifel

Ach meine liebe schau mich an,
ob du mich wohl erkennen kannst?
jaja, ich bin ein ein Hampelmann,
und ich bin jetzt mit zweifeln dran.

Bin ich noch ich, was ich gewesen,
auch merke ich, bin am verwesen,
ach ja, ich bin ein Hampelmann,
an dem man gern mal zweifeln kann.

Doch bin reich an Geist und Hoden
und kann auch noch Computer coden,
zudem bin ich moderner Denker,
Dichter, Poet und Kunstverrenker.

Und zweifle ich auch an mir selbst,
ich zweifle eher an der Welt,
doch sind die Zweifel einerlei,
und gehen mir am Arsch vorbei.