Dienstag, 1. Februar 2011

Räumungslyrik

Raus raus aus dem Haus
auf die Straße hinaus.
Durch Recht und Gerichte,
die Freiheit ist keine,
der Trog steht bereit:
schon kommen die Schweine,
von fern hergelaufen,
um schnell zu verkaufen.
Was lehrt die Geschichte?
der Traum ist wohl aus.

Montag, 29. November 2010

Identitätskrise

Kassiererin, gottgleich in deinem Sessel trohnend, was wagst du mich nach meiner Identität zu fragen! Zwar steh ich hier an der Kasse und erbitte gnädigst die überteuerten Waren zum Preis ca. 50 Euro (geschätzte Produktionskosten 2,50 Euro) zu erstehen, reiche willig meine hässliche rötlich-rosa EC-Karte (für die ich mich stets irgendwie schäme und deren Sparkassendesigner oder wie auch immer er sich schimpfen mag ich heute noch verfluche), doch statt zu sagen „sehr wohl geehrter Herr Kunde, es ist mir eine Ehre“ fragst du Stasischnepfe ob ich mich denn ausweisen könne. Ich nehme an mein Blick spricht Bände. Zwar bin ich vorbereitet auf die Frage nach der Postleitzahl, bin bereit den Kopf schütteln, bin bereit eventuell auf zweite Nachfrage zu sagen, dass ich die mal lieber für mich behalte, aber auf das? So bleibt wohl nicht mehr als ein leicht angewidertes, verblüfftes „äh“ meinerseits. „Personalausweis?“ - „Ja warum denn?“ - „Führerschein?“ - „äh“. Ja, meine liebe Frau Kassiererin, wollen sie mich jetzt entfernen lassen aus dem Markt, bin ich nicht seriös genug in meinen abgetragenen Jeans, meiner ausgewaschenen Jacke und mit meinem mit Klebeband reparierten Geldbeutel? Bin ich verdächtig weil ich mehrfach an den Netbooks vorbeigelaufen bin, sie alle betatscht, mich lautstark über deren allgegenwärtige neue Klarlackplastikoptik aufgeregt und all ihre Designer verflucht habe? Steht deswegen auch schon der Securityork kurz vor Schlagweite? Vielleicht sind sie ja auch noch nicht ganz angekommen in ihrem neuen Beruf nach der Wende, lechzen sie nach Kontrolle und Macht? Papiere, aber dalli. „Woher weiß ich, dass das ihre Karte ist? Zeigen sie doch mal ihren Ausweis her“ - „Die PIN ist die Identifikation“ - „Die wird auch nur mit der Post verschickt, woher will man wissen, dass die nicht abgefangen wurde?“. Das mit dem Postgeheimnis ist natürlich was neues hier denke ich und wundere mich dass ich jetzt doch auf einmal ohne Papiere bezahlen darf, gebe meine PIN ein, überprüfe den Betrag auf dem Kassenzettel doppelt und verlasse den Kassenbereich. Die Stasi-Kassiererin und der Securitysozialfall schauen mir grimmig nach. Ich beschließe in Zunkunft nur noch in Bar und bevorzugt bei der Konkurrenz einzukaufen.

Sonntag, 21. November 2010

Terror und Alkoholismus

„Lieber Gott, mach mich fromm, damit ich in den Himmel komm“. Wäre er Araber oder anderweitig verdächtig, hätte er „Allah hürütum, dschabu inschallah gaga“ und oder ähnlich gemurmelt und in Zeiten erhöhter Paranoia und weitreichender Terrorwarnungen definitiv für Unmut gesorgt. Oder Panik. So allerdings interessiert es keine Sau. Dennoch, der ältere Herr mit der Bierflasche in der Hand reißt mich aus meinen Gedanken. „Scheißdreck, Scheiße“. Er würgt, steht auf, rennt zur Tür, doch die Haltestelle ist noch fern. Er fängt sich. Noch ein Schluck aus der Pulle, er sucht das Gespräch. „Brauche frische Luft“. Weiterfahren. Es ist halb sieben, Freitag, er ist seit 17 Jahren Hertha-Fan und diese Saison ist die schlimmste für ihn. Ich mag ihn, er erinnert mich an jemanden, er könnte ein Freund der Familie sein. Kurz darauf verlässt er schwankend den Zug. In der vom Innenminister empfohlenen gelassenen Wachsamkeit überprüfe ich, ob er verdächtiges Gepäck zurückgelassen hat. Nicht einmal eine leere Bierflasche.

Dienstag, 17. November 2009

Nintendolyrik

ich bin einer von den vielen
die furchtbar gern Nintendo spielen

Donnerstag, 3. September 2009

Atzenparade

Die große philsophische Weisheit unserer Zeit findet man mit Sicherheit nicht im Friedrich-Ludwig-Jahn Sportpark, selbst dann nicht, wenn im winzigen Stadium die Hertha irgendwelche Dänen empfängt. Insbesondere auch nicht, wenn die böse UEFA nur erlaubt alkoholfreis Bier auszuschenken, das, nun ja, wie eingeschlafene Füße schmeckt, gut heruntergekühle Füße immerhin, aber doch Füße. So ist es halt, denkt man sich, ist ja schließlich auch noch Fussball hier, erstmal nicht aufregen. Köstlich auch die Atzenparade hinter mir. Der Biermangel ist sofort erkannt, man regt sich herrlich darüber auf, es gebe nun gar keinen Grund mehr, ins Stadion zu gehen und recht haben sie, denke ich mir kurz, weniger Recht als ich mich wieder auf das Spiel konzentriere und fast schon jubeln darf, denn die Hertha ist haushoch überlegen. Dennoch erfahre ich ziemlich viel von hinter mir. Es wird ominös immer wieder über Carsten Jancker geflucht (ist der nicht schon Jahre her?), vorurteilsfrei Leistung beurteilt („der scheiß Pole“ - „der ist doch aus Bielefeld“ - „dat is genauso schlimm“), zukünftige Leistung versprochen („det hät ick besser jekonnt. Da trainier ick hundert Tage dann loof ick den allen weg“) und grundsätzlich jeder Satz mit „Alter“ beendet. Als dann der gegnerische Torwart gefoult am Boden liegt folgt der Kommentar des Tages: „steh auf, det is keene Liegewiese, Alter“. Und ich ärgere mich grün und blau über die UEFA, da sie verhindert, dass durch stetigen Biernachschub noch viel größere Highlights aus diesen Mündern kommen. Immerhin gewinnt Hertha.

Montag, 31. August 2009

Schwachsinn

Schwule Schweden schwenken schwere Schwänze,
Schweizer Schwipschwäger schweigen schwächlich,
Schwäbische Schwiegermütter schwimmen schwätzend:
Schwärme schwarzer Schweißfüße!!!
Schwachsinnige Schwachmaten schwächen schwallend,
Schwergewicht schwitzt Schwip-Schwap.

Dienstag, 21. Juli 2009

der Kabelbeauftragte informiert

Mehrere Meter Boxenkabel in handgerechten Länge von 20cm bis 4m50 könnten durchaus sinnvoll sein. Andererseits braucht man sie wahrscheinlich nie wieder. Doch der Mann von Sound fühlt sich scheiße, wenn er nicht mindestens einen Adapter von archaischem DIN-Stecker, die so unglaublich überlegen waren, die Ein- und Aussgabe in einem vereinten, auch wenn man nur eins davon braucht, die Dekadanz unter den Kabeln eben, auf Chinch, den Langweiler unter den Kabeln, hat. Weil eben Chinch so langweilig ist und das Kleingerät von heute nur Klinke oder bizarre, noch kleinere, Steckvorrichtungen benötigt, braucht man wiederum Adapter und ,weil es so schön ist, auch noch männlich und weiblich. Im Kontrast zum Kleingerät von Heute braucht das Großgerät von Gestern dann eben auch den Adapter von eben jenem DIN ins Chinch - durchs Kassettendeck in den Computer, der Klinke will, durchs Mischpult, Chinch natürlich, in den all-in-one Billigsubwoofer 5.1 Computerdröhner. Schön und gut, aber warum besitze ich dann noch eine elends lange, wackelkontaktige Klinkenverlängerung? Um mich an böse alte Tage zu erinnern, all die Ausraster, Steckpositionierungsversuche und das elendige Rumgefrickel? Nun füllt es samt Mono-auf-Stereo-Adaptern, Lüsterklemmen, Chinch Abklemmungsresten, Kabelresten, Boxensteckern und diversem anderen Krimskram meinen Audiokabelkoffer. Der Mann von Welt brauch einen Kabelkoffer, der Mann von Wahn hat ihn. Was bleibt ist die Gewissheit, dass man gleichzeit drei Verstärker, zwei Kassetendecks, einen Equalizer, ein Mischpult, zwei Radios, einen Computer, ein Notebook, zig Boxen, zwei CD-Player, einen Plattenspieler, eine Buddha-Maschine, einen Ipod und ein Tonbandgerät autark in drei Räumen gleichzeitig anschließen kann und dennoch Reserve im Kabelkoffer hat. Umso peinlicher, dass dann ein einziges Klinke-auf-Klinke-Kabel für den Wechsel von gammeligen Aktivboxen auf die neue, mächtigere, Soundproduktion in der Küche fehlt. Vielleicht ein Grund sich mit mehrern Metern Boxenkabel vom Balkon aus demonstrativ zu erhängen.