Sonntag, 21. November 2010

Terror und Alkoholismus

„Lieber Gott, mach mich fromm, damit ich in den Himmel komm“. Wäre er Araber oder anderweitig verdächtig, hätte er „Allah hürütum, dschabu inschallah gaga“ und oder ähnlich gemurmelt und in Zeiten erhöhter Paranoia und weitreichender Terrorwarnungen definitiv für Unmut gesorgt. Oder Panik. So allerdings interessiert es keine Sau. Dennoch, der ältere Herr mit der Bierflasche in der Hand reißt mich aus meinen Gedanken. „Scheißdreck, Scheiße“. Er würgt, steht auf, rennt zur Tür, doch die Haltestelle ist noch fern. Er fängt sich. Noch ein Schluck aus der Pulle, er sucht das Gespräch. „Brauche frische Luft“. Weiterfahren. Es ist halb sieben, Freitag, er ist seit 17 Jahren Hertha-Fan und diese Saison ist die schlimmste für ihn. Ich mag ihn, er erinnert mich an jemanden, er könnte ein Freund der Familie sein. Kurz darauf verlässt er schwankend den Zug. In der vom Innenminister empfohlenen gelassenen Wachsamkeit überprüfe ich, ob er verdächtiges Gepäck zurückgelassen hat. Nicht einmal eine leere Bierflasche.

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