Freitag, 24. April 2009

Albpunks

Ist schon länger her, dass sich drei Hinterwäldler auf der tiefsten schwäbischen Alb entschlossen haben, eine Punkband zu gründen. Musikalische Kompetenz war eher nebensächlich, im Wesentlichen lässt sich alles darauf reduzieren, was der designierte Sänger dazu zu sagen hatte: „E-Gitarre mit'm Verzerrer dranna klengt eh emmer guat“. Wohl deswegen war ich auch erster Kandidat für den Posten des Gitarristen. Viel passiert ist dann allerdings nicht, im Grunde war die Hauptausrede, auf die wir alles immer reduziert haben, das Totschlagargument des „Schlagzeugers“: „I muss mir erscht no a Schlagzeug kaufa. Vielleicht an Weihnachta dann“. Folglich haben wir das gemeinsame Musizieren auch immer wieder verschoben, mir war's mehr oder weniger wurscht, ich war nicht schuld, ich hatte mein Instrument. Wir haben uns dann folglich mehr auf andere Punktugenden, wie Biertrinken, konzentriert und immer wieder den „Schlagzeuger“ dafür verantwortlich gemacht, dass wir nicht dazu kamen, die lokale „Szene“ aufzumischen. Vielleicht ist es schade, vielleicht ist es gut so, dass „Fick den Waldschrat“ (so hießen wir nämlich) nie wirklich Musik gemacht haben. Übrig geblieben ist folgendes Textfragment, das mir eben im Kopf herumgeistert:


Fick, fick, fick den Waldschrat,
und die Waldfee noch dazu,
der Wurzelgnom grault dir deine Eier,
wir haun uns die Birne zu.


Dann mal Prost auf die Erinnerung.

Mittwoch, 22. April 2009

Busenlyrik 1 & 2

1
Ich sitze an der Nordseeküste,
gar voller üblicher Gelüste,
denke an wohlgeformte Brüste,
als ob ich das jetzt machen müsste.

2
Die Schwulen cruisen
Softies schmusen,
was bleibt für mich? Ich denk an Busen.

Montag, 20. April 2009

Erkenntnisfreie Zone

Es ist schon schlimm, wenn die Hauptfrage, die einem durch den Kopf geistert, die Frage ist, warum Sternburg Radler teurer ist als Sternburg Export. Ist die Herstellung von Limonade etwa teurer als die Herstellung von Bier? Der Preis allerdings für sich betrachtet könnte zumindest teilweise den erheblichen Alkoholismus erklären, der auf dem Boxhagener Platz vorherrscht. Ansonsten ist hier erkenntnisfreie Zone. Ich glaube nicht, dass hier irgendjemand auch nur irgendwas weiß. Allen voran ich, ich weiß nämlich gar nichts. Ich weiß nicht, woher die allgemeine Planlosigkeit kommt, noch weiß ich warum ich gerade den Gedanken an wohlgeformte Brüste nicht verdrängen kann. Es möge der folgende Reim belegen: Packt dich die Lust, denkst an die Brust, bleibt doch nur Frust. Die Erkenntnis, dass mein Bier warm wird in der Sonne, hilft auch nur bedingt weiter. Und wie geht ein weiser, freier Mensch damit um, dass er sein Bier über seine Decke verschüttet hat? Gelassenheit? Wut ob der eigenen Dummheit, Grobmotorik und den weiteren unglücklichen Umständen, die dazu geführt haben? Der weise, freie Mensch, denke ich dann, sitzt nicht auf dem Boxhagener Platz in der Sonne, verschüttet kein warmes Bier, das billiger als Radler ist, auf seiner Decke und denkt vor allem nicht über solche Scheiße nach.

Dienstag, 7. April 2009

Ein Assoziationsmassaker und die Todesnacht von Spandau

Der Weg, den man vollführt, wenn man sich bewegt, seinen Fluss dem Fluss der Momenten anpassend, die Zufälle, die Eckpunkte, die den groben Ablauf definieren, passieren lässt, sich fügt und treibt ohne zu schwimmen, dann muss man sich nicht wundern, morgens um halb sieben in der S-Bahn kurz vor Spandau aufzuwachen. Spandau, große Unbekannte, Anhängsel an eine Realität, die einen zerstört hat so eben, aufs neue, aufs vertraute, mystisches bisschen Raum und Zeit am Rand der Zivilisation, ein bisschen Ruhe und Stetigkeit? Die Morgenluft beißt kalt und frei auf meinen Zähnen. Ist dies die große Freiheit, der Sturm, der einen rein bläst, die Posaunen des zigsten Tages nach irgendeiner Zerstörung, die man vergessen hat? Woher kommen sie nur, solche Phrasen im Kopf? Und wäre da auch nicht der Schmerz im Hirn, ein Massaker an Zellen und Gedanken, Erinnerungen: War ich zuvor schon aufgewacht? Deja vu? Hallo, Spencer? Ostkreuz – Spandau – Ostkreuz? Gestern, heute, heute nacht? Passagier im Traumzug, bezahlt für seinen Alptraum, im Abo, 600 Euro im Jahr, eine dauerhafte Fahrt, wer fährt bewegt sich, Zeit ist Bewegung. Weiter zurück die Stunden, dann das Mädchen: „Auf was bist du denn?“ Frage zurück, „bist du bescheuert“. Nein weniger gesagt, mehr gedacht, zu müde schon, auf Schlafmangel und Alkohol, gepanscht mit Enttäuschung vielleicht, alleine in der Nacht, verloren, ziellos, irgendwo im gestern hängen geblieben. Warum nur jetzt und hier, sei still Hirn, Zerfall und Amen, es liegt Blut auf dem Bahnsteig. Frisch wohl, es ist nicht geronnen. Wie lange sich wohl Blut in der morgentlichen Kälte hält? Blut ist Leben, Blood Inside, Blinded by Blood. Assoziationsmassaker und sinnlose Gedanken, es ist die Todesnacht von Spandau. „Franzeken, Franzeken!“ ruft Andreas Baader, Franz Biberkopf zieht eine Maschinepistole, drückt ab, die RAF zerfließt auf dem Alexanderplatz, was für Bücher lese ich nur? Es ist egal, nicht wichtig und regelrecht nichtig, meine Gedanken auf den Müll, den Sondermüll bitte. Hinterfrage niemals die Realiät und den Lauf der Zeit, frage nicht, sei still und beobachte. Wo war einst die Liebe, die mich zerfrass? Muss doch gleich um die Ecke springen, morgen, vorgestern, nächste Woche, bald und plötzlich, muss mir doch gleich ein Messer in die Brust stoßen, das Blut liegt schon da, Zukunftsblut, Raum und Zeit trotzend. Spandauer Blut? Zeit und Raum sind irrelevant, Existenz definiert, wer über sie nachdenkt. Niemand macht das mehr, ein Mensch lässt sich treiben und und schleicht entlang des Pfades, Nekronihilsten und Existenzfetischisten, chronisch unterfickt wahrscheinlich, auf Dauer kaum überlebensfähig. Zeit war gestern, heute ist sie verschwendet und verbraucht, vergeudet für nichts, wen interessiert der Film, wenn niemand zusieht? Niemand sieht zu am Bahnsteig in Stresow, kurz vor Spandau, die Kälte sieht zu, der junge Mann in der Bahn will Drogen verkaufen, doch sieht er zu, denkt er nach früh, morgens, spät nachts? Wenn interessieren diese Gedanken dann, wenn sie nicht kommuniziert werden? Mich nicht, ich springe zurück in Raum und Zeit, das bisschen Sehnsucht, das bisschen gestern.