Freitag, 26. Dezember 2008

Alle Jahre wieder

führe ich beim durch beispiellosen sozialen Druck erzwungenen Kirchenbesuch an Heiligabend meine traditionelle Zwiesprach mit Gott. Da er für gewöhnlich nicht antwortet, sollte ich es wohl eher Monolog meinerseits nennen. Wenn man nicht religiös ist, hat man eigentlich ein entspanntes Verhältnis zu Gott, unabhängig davon, ob er nun existieren sollte oder nicht. „Gott, alter Kumpel, was ist passiert seit letztem Jahr? Ach so mal wieder nichts zu sagen? Dann erzähl ich dir halt was bei mir so ging. Der Rest in deiner Kirche ist gerade eh relativ langweilig. Also...“.
Zeit das Gejammer zu starten, Zeit die Zeit Revue passieren zu lassen. Im Grunde gibt es nicht so viel, über das ich mich beschweren sollte, deutlich weniger als in den Jahren zuvor. Vielleicht ist es mir einfach immer mehr egal, vielleicht habe ich einfach keine Lust mehr, die mentalen Fäuste gen Himmel zu ballen und im Stillen zu schreien „warum musste das wieder so kommen?“, das allgemeine „gibt es denn keine Gerechtigkeit?“, das einfache „warum, warum?“ oder ähnlichen weihnachtlichen Schwachsinn. An ganz bösen Weihnachten war auch schon „Gott du Arschloch“ und ähnliches im Programm.
Da der Allmächtige ja nicht antwortet (leider dient dies weder zum Beweis seiner Existenz noch Nichtexistenz) kommt man dabei leider vom hundersten ins tausendste Detail. Ununterbrochen kann man seine Gedanken im wildesten Mix von sich geben. Man verhakt sich in Gedankenschleifen, denkt fünf mal an das gleiche, verliert den Faden, denkt dann an Essen, Arbeit und Frauen. Dann besinnt man sich wieder: scheiße, Thema verloren. Also zurück, zurück zu weihnachtlichen Gedanken, vielleicht doch wieder etwas netter zu Mitmenschen sein, auch wenn oft nur Scheiße zurückkommt und man das ja eigentlich bleiben lassen wollte. Vielleicht sollte man, also ich im speziellen, weniger fluchen, also weniger blasphemisch insbesondere, weil, ja Gott, wenn er existierst, dann hat er das vielleicht nicht gern. Also kein „gottgefickte Hurensöhne“ mehr. Obwohl. Also wenn Gott gut ist und ficken sowieso (außer bei den Katholiken, da ist es böse) und Söhne von Huren ja nichts für ihre Mütter können und selbst wenn, so sind es doch die niedersten der Armen, denen man christlich helfen muss. Huren sind ja nicht böse, war nicht auch Maria Magdalena eine Hure und die de-facto Freundin von Jesus? Oder hat das die katholische Kirche erfunden? Also das mit der Hure, nicht das mit Freundin. War sie dann gar keine Hure und wurde nur zur Hure, damit sie böse sei? Sind Huren böse? Die Hure Babylons schon, die ist ja auch die Definition von böse. In „die letzte Versuchung“ war Maria Magdalena eine Hure, aber das ist ein Roman, ein fiktives Werk. Von der katholischen Kirche verdammt übrigens. Hmmm... scheiße, schon wieder das Thema verloren.

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