Samstag, 6. Dezember 2008

Der Mann und die Gitarre

Ich muss schon zugeben, es hat mich überrascht, wie Matt Elliott live Musik macht. Ich muss auch zugeben, dass ich seine letzten zwei Album vorher nie angehört habe, aber das vorherige, „Drinking Songs“, hätte mich schon vorwarnen können. Zumindest dass es schwermütig wird, war zu erwarten. Aber was dann wirklich passiert ist... nur ein Wort: wow.
Dabei ist es doch so wenig auf den ersten Blick. Ein Mann, zwei Gitarren, zwei Flöten und eine Stimme. Doch dann loopt er sich selbst und bastelt Strophe für Strophe, Instrument für Instrument, Melodie um Melodie, Stimme um Stimme bis zum Chor, ein Lied. Und dieser Prozess dauert, es herrscht keine Eile. Denn Lieder so ernst und emotional müssen lang sein, sie müssen an den zehn Minuten kratzen. Es sind Lieder, die langsam von der Konzertgitarre und Matt Elliotts Stimme getragen, so zart und zerbrechlich wirken. Nur um dann nicht selten aufgetürmt zu werden, zu regelrechten Klangmonstern, es sind kataklysistische Höhepunkte, denen aber selbst der schreiende Verzerrer nicht die Schönheit rauben kann. Plötzlich herrscht fast Ruhe und Matt Elliott ist zu Boden gebeugt, dreht an den Reglern, lässt den Raumklang zurückkehren und überwältigt uns alle.
„We're slaves, we're slaves, we're slaves; though our chains are golden; they're still just fucking chains...“. Es ist Melancholie ohne Depression, die Kälte die Matt Elliott überträgt hat 37° Celsius. Und diese zerbrechliche Schönheit wird fast tanzbar, als er zur Konzertgitarre noch Drum'n'Bass-Rhythmen beimischt, Breakbeats schnell und komplex, wie sein Flamencogitarrenspiel dazu.
Zum Schluss kommt dann endlich „the Kursk“: „The water is rising and slowly were dying; we won't see light again“. Eigentlich braucht man nichts mehr zu sehen nach Matt Elliott. Das Wasser möge ruhig steigen, wir singen einfach mit.

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