Montag, 22. Dezember 2008

In eigener Sache...

Der Mann von heut lebt ungesund,
isst Currywurst mit Fritten,
tut häufig seine Meinung kund,
und denkt sehr oft an Titten.

Der Mann von heute trinkt viel Bier,
und manchmal auch gern Klare,
er steht stagniert im jetzt und hier,
am Arsch da hat er Haare.

Der Mann von heute spielt auf Sieg,
wenn er sein Werk verrichtet,
der Mann von gestern führte Krieg,
der Mann von heute dichtet.

Dienstag, 16. Dezember 2008

Gulasch, Rouladen, Hackbraten

„Fleischer“. „Hassbeauftragter“. Ein kurzes Nicken, mehr nicht. Ja, genau so stelle ich mir in meinen Träumen jede Begegnung mit dem Metzgermeister hier ums Eck vor. Leider ist die Realität nicht ganz so grotesk wie im Film: ich sage nicht „Fleischer“ zu ihm sondern „einmal Gulasch mit Nudeln“ und er sagt dann auch nicht „Hassbeauftragter“, sonder nur „4 €. Lass es dir schmecken“.
Dennoch ist jeder Besuch ein Highlight. Hier wird noch Fleisch mit Fleisch serviert, Fett mit Fett, Schwarte mit Schwarte, Sülze mit Sülze. Höchstens ein paar Kohlenhydrate anbei, aber bloß kein Gemüse! Nun ja, Rotkohl... den schon, der hat Tradition, aber sonst? Gulasch, Rouladen, Hackbraten, Schweinshaxen, Bouletten, Bratwürste, Steaks. Und all das erfreut sich größter Beliebtheit. Jung und alt, alle speisen hier gerne. Bauarbeiter schon morgens zum Frühstück, Studenten und Autonome den ganzen Tag, Proleten am Abend mit Familie und ich mitten unter ihnen. Hier ist man noch sicher vor der vegetarisch-öko-vegan-hip-alternativen Kiez-Szenekultur, hier ist noch eine Bastion des Raubtieres Mensch, hier wird noch geschlachtet, hier werden noch Herzen verfettet! So kommt da ein offensichtlicher Stammgast, Sorte: „Mitte 40, alleinstehend, vermutlich Porno- und Briefmarkensammler“, und rätselt vor der Auswahl. „Hmm, was nehm ich denn heute? Ach ja, warum nicht mal den Hackbraten. Aber mit Püree bitte, nicht mit Kartoffeln“. Genau, den Hackbraten, der macht sich sicher gut nach dem Gulasch gestern und der Roulade morgen.

Sonntag, 14. Dezember 2008

Besinnliches zum dritten Advent

Oh Weihnachtszeit, oh Weihnachtszeit,
am liebsten wär ich ständig breit,
läg in den Armen einer Frau,
und wär den ganzen Tag nur blau,
im Dezember einmal glücklich sein,
doch nein, jetzt kommt die Weihnachtspein!

Advent, Advent, die Seele brennt,
ich hab den halben Tag verpennt,
schaff nichts zu tun und nichts zu kaufen,
vor Weihnachten kann ich nur saufen,
und immer wieder muss ich denken,
ich brauch kein Weihnacht um zu schenken!

Freitag, 12. Dezember 2008

Da schreibt mir doch der Thomas Gsella

in das für 9,95 € teuer erworbene Gedichtbändchen „Nennt mich Gott“ als Widmung - auf meinen speziellen Wunsch, es solle eine Weisheit fürs Leben sein und meinen Namen enthalten - nach längerer Denkpause (wodurch ich schon Großartigstes erwarte), nur

„Für Matthias!
Lieber
glücklich
als
traurig -“.

Ihm falle einfach gerade nicht mehr ein sagt er und schaut dabei dann, ob seines lyrischen Spontanversagens wohl, doch eher ein bisschen traurig als glücklich. „Egal“, sage ich, „das reicht, ist super“, nehme seine Weisheit in mir auf, gehe heim, tippe diesen Text und werde gleich noch glücklich ein Bier trinken gehen.

Samstag, 6. Dezember 2008

Der Mann und die Gitarre

Ich muss schon zugeben, es hat mich überrascht, wie Matt Elliott live Musik macht. Ich muss auch zugeben, dass ich seine letzten zwei Album vorher nie angehört habe, aber das vorherige, „Drinking Songs“, hätte mich schon vorwarnen können. Zumindest dass es schwermütig wird, war zu erwarten. Aber was dann wirklich passiert ist... nur ein Wort: wow.
Dabei ist es doch so wenig auf den ersten Blick. Ein Mann, zwei Gitarren, zwei Flöten und eine Stimme. Doch dann loopt er sich selbst und bastelt Strophe für Strophe, Instrument für Instrument, Melodie um Melodie, Stimme um Stimme bis zum Chor, ein Lied. Und dieser Prozess dauert, es herrscht keine Eile. Denn Lieder so ernst und emotional müssen lang sein, sie müssen an den zehn Minuten kratzen. Es sind Lieder, die langsam von der Konzertgitarre und Matt Elliotts Stimme getragen, so zart und zerbrechlich wirken. Nur um dann nicht selten aufgetürmt zu werden, zu regelrechten Klangmonstern, es sind kataklysistische Höhepunkte, denen aber selbst der schreiende Verzerrer nicht die Schönheit rauben kann. Plötzlich herrscht fast Ruhe und Matt Elliott ist zu Boden gebeugt, dreht an den Reglern, lässt den Raumklang zurückkehren und überwältigt uns alle.
„We're slaves, we're slaves, we're slaves; though our chains are golden; they're still just fucking chains...“. Es ist Melancholie ohne Depression, die Kälte die Matt Elliott überträgt hat 37° Celsius. Und diese zerbrechliche Schönheit wird fast tanzbar, als er zur Konzertgitarre noch Drum'n'Bass-Rhythmen beimischt, Breakbeats schnell und komplex, wie sein Flamencogitarrenspiel dazu.
Zum Schluss kommt dann endlich „the Kursk“: „The water is rising and slowly were dying; we won't see light again“. Eigentlich braucht man nichts mehr zu sehen nach Matt Elliott. Das Wasser möge ruhig steigen, wir singen einfach mit.

Dienstag, 2. Dezember 2008

Das Wunder der Fünf-Minuten-Terrine

Die Errungenschaften unserer Gesellschaft sind vielschichtig und fragwürdig, die Krönung kommt im Plastikbecher und heißt „Spaghetti Bolognese“. Es ist ein Schauspiel des Schreckens, wie man mit einem Wasserkocher und pulveriger Masse plus Nudelandeutungen eine zähflüssige Masse zubereiten kann. Umrühren bloß nicht vergessen. Da entstehen doch tatsächlich Hackfleisch- und Karottenstücke, Nudeln, die aussehen wie gebleichte Arterien, und als Krönung eine Soße, die sich in Nullkommanichts von dürrer Plörre zu dichtem Geschmacksverstärker-Klebstoff wandelt.
Doch: ich habe schon bedeutend schlechteren Fraß in bedeutend mehr als fünf Minuten selber gekocht. Meine Variationen des Klassikers „Nudeln mit Soße“ sind zwar gelegentlich durchaus Höhepunkte der kulinarischen Improvisation, doch leider gelegentlich auch schwere Verbrechen gegen die Verdauung. Angewidert denkt man da an die Kreationen „Chilliunfall“, „Japanische Trockenfische“ und, ganz furchtbar, „Halloumiverklebung“ zurück. Insofern steht mir Kritik nur bedingt zu. Ich sollte vielmehr der Maggi GmbH dankbar dafür sein, mir eine kostengünstige kleine und schnelle Mahlzeit zur Verfügung zu stellen, damit ich in Zeiten der Not und Faulheit nicht Hunger leiden muss. Danke Maggi GmbH.

Montag, 1. Dezember 2008

Moderne Lyrik Teil 2: Selbstzweifel

Ach meine liebe schau mich an,
ob du mich wohl erkennen kannst?
jaja, ich bin ein ein Hampelmann,
und ich bin jetzt mit zweifeln dran.

Bin ich noch ich, was ich gewesen,
auch merke ich, bin am verwesen,
ach ja, ich bin ein Hampelmann,
an dem man gern mal zweifeln kann.

Doch bin reich an Geist und Hoden
und kann auch noch Computer coden,
zudem bin ich moderner Denker,
Dichter, Poet und Kunstverrenker.

Und zweifle ich auch an mir selbst,
ich zweifle eher an der Welt,
doch sind die Zweifel einerlei,
und gehen mir am Arsch vorbei.