Dienstag, 21. Oktober 2008

„Arbeit ist scheiße“

Ist ja auch ein Wahlwerbeslogan der APPD, bzw. er könnte inzwischen auch mit der abgespalteten Pogo-Partei assoziiert werden. Wer weiß dann schon so genau. Aber zu einem gewissen Teil ist diese Aussage auch ein Naturgesetz. Arbeit muss per Definition immer auch ein bisschen scheiße sein. Arbeit ist das notwendige Übel, Arbeit bringt Geld und Geld braucht man. Manch einer mag zwar behaupten, dass Arbeit auch erfüllend und schön sein kann, dass Arbeit gar grundsätzlich Spaß macht und bei wem das nicht immer so sei, der habe falschen Job. Solch ein dekadentes Geschwätz darf getrost ignoriert werden. Es gibt sicherlich nicht viele Menschen, die aus reinem Spaß an der Freude Toiletten reinigen, Müll entsorgen oder gar Software entwickeln. Aber irgendeiner muss das ja machen. Arbeit darf also problemlos zu einem gewissen Maß als ziemlich scheiße erachtet werden.
Die Punks unterm Baum an der Warschauer Straße sind sicherlich generell der Meinung, dass Arbeit scheiße ist. Zumindest habe ich sie in der Zeit von Anfang Mai, als sie das erste Mal Stellung bezogen haben, bis heute kein einziges Mal arbeiten sehen; es sei denn, man bezeichnet konsequenten Kaiserkrone-Wodkakonsum, nur unterbrochen von der einen oder anderen Fischdose und dem gelegentlichen obligatorischen Sternburg, als Arbeit. Eigentlich sollte man sie auch nicht mehr als Punks bezeichnen.... Mehrere Monate auf der Straße transformieren durchaus, insbesondere bei derartigem Lebenswandel. Die letzte Erinnerung an vergangene Tage, der NOFX-Pulli, wurde inzwischen auch schon durch wärmere, doch auch verlumptere, Kleidung ausgetauscht. Metamorphose zum Penner bald abgeschlossen. Und jetzt ist demnächst auch noch Winter, da wird’s ganz hart. Die Frage ist, ob sie dies bereits erkannt haben und dann nach Süden ziehen oder sich weiter nur auf die wärmende Wirkung von Kaiserkrone verlassen. Andere haben den drohenden Winter schon erkannt und dass er unvermeidlich näher kommt: Nur zwanzig Meter vom Kaiserkrone-Rudel entfernt steht gelegentlich ein weiteres Unikat, ein verrentnerter Imker, der dort umetikettierte Marmeladengläser mit Honig verkauft: Heute morgen hat er mich darauf hingewiesen, dass es dieses Jahr das letzte Mal sei. Eigentlich habe er gar nicht mehr kommen wollen, doch das Wetter sei ja so schön. Ich kaufte also schön brav gleich zwei Gläser, denn so jemanden unterstützt man ja gern. Allerdings wies ich ihn auch darauf hin, dass mir das schöne Wetter heute recht wenig nütze, da ich ja gerade auf die Arbeit führe. „Ach, Arbeit“ sprach er, „Arbeit ist schön“.

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