Sonntag, 19. Oktober 2008

Reggae vs. Island

Dann läuft man dann noch geprägt vom gefühlten Kulturnirvana einer Videoausstellung, auf der doch allen Ernstes youtube-Videos gespielt und kommentiert wurden, dann noch mal schnell durchs RAW. Nun, schnell ist es nicht, denn wir kommen nicht weit. „Wollt ihr zur Reggaeparty?“ hören wir aus einem Innenhof - „welche Reggaeparty?“ - „die, die ausfällt!“. Ach so. Dann ist ja gut. Doch es gibt mehr Information: „Wir machen hier draußen Alternativparty, eigentlich sollte ich die Visuals machen, das mach ich öfter, ich weiß wie das geht, jetzt mach ich es halt hier draußen im Hof“. Zwei Diaprojektoren und eine Schreibtischlampe sorgen für stimmungsvolle Optik auf dem herbstlich eingeblätterten Kopfsteinpflaster, eine tragbare CD- / Radiokombination der Sorte Tchibo für bassarmen Sound von gelegentlich hängenden gebrannten CDs. Aber das ist egal, der Spruch „Ich kann euch auch noch ein Bierchen verkaufen“ überzeugt meine Begleiterin und mich davon, dass wir durchaus Lust auf die Alternativparty zur nicht stattfindenden Reggaeparty haben. Und wir bereuen es nicht, angeregte Gespräche mit dem Kunstvolk lassen die Kälte vergessen. Die Investoren aus Island seien schuld daran, dass keine Party stattfindet, und auch seien sie schuld daran, dass kein offenes Feuer mehr gemacht werden darf im RAW und sowieso wollen sie das ganze Gelände zu irgendetwas anderem transformieren, ein Einkaufzentrum gar oder, Gott behüte, eine zweite O2 World. Oder ware die Investoren aus Finnland? Hmmm... Nein, Island wohl und das sei ja auch besser so, weil dann hätten sie vielleicht schon ihr ganzes Geld verbrannt auf einer ihrer Banken. Großartig, irgendwas Gutes muss die Finanzkrise ja haben! Wir sind uns einig und stoßen auf die Zukunft an. Möge es zur Abwechslung mal die richtigen treffen. Meine Begleiterin und ich, wir verlieren uns im Tanz, verlieren die Kälte endgültig und verlieren auch die Zeit. Wir verpassen nahezu, wie die Lichtshow abgebaut wird, die Musik langsam aber sicher zu Ende geht. Die einzigen Gäste sind wir schon lange. Zeit unserem Gastgeber zu danken und in die fortgeschrittene Nacht zu verschwinden.

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