Montag, 1. Juni 2009

Erinnerungen

Warum nur geistern einem die eloquentesten Hassphrasen immer dann durch den Kopf, wenn man betrunken ist, nichts zum aufschreiben hat und sowieso genau weiß, dass man bis morgen wieder fast alles vergessen hat. Dann ist auch wieder alles so weit weg, nicht mehr aktuell, kein Bezug mehr da, alles verschwommen im großen Gewaber der Erinnerungen. Erinnerungen? War da nicht der erbärmlichste Poetry Slam aller Zeiten vor kurzem, die Zurschaustellung von dichterischen und geistigen Elend? Ja genau, da wollte ich drüber schreiben. Im Rückblick bleibt wenig vom spontanen Hass... Doch Moment. Spontane Flashbacks. Die Teilzeit-Mario Barths von morgen haben für Lacher gesorgt, die längst zum Abschuss freigegeben sein sollten. Allen voran die Galleonsfigur der seichten Scherze auf den ach so alternativen Osten Berlins, so dass ich mich dann schäme, eben dort zu wohnen, mein Feind im Geiste, Maik Marschinkowski. Keine Ahnung, Maik, ob man dich wirklich so schreibt, aber man spricht dich so. Ich geb dir ein Bier aus, wenn es nicht stimmt. Irgendwo neben einem brennenden Auto, an dem du dir deine Zigarette anzündest, irgendwo wo die ganzen Asozialen Sternburg trinken, dort wo es ach so krachig einhergeht, irgendwo in der Warschauer, dann gehen wir Fritten essen, reden über Hartz 4 und Fernsehen und werden gute Freunde. Und dann sage ich dir, wie arm der geistige Müll ist, den du von dir gibst. Aber zurück zur Erinnerung, zum Rest des geistigen Elends. Waren da nicht die Spitzen gegen die GEZ, weil man so den Studenten von gestern und heute etwas bietet, mit dem sie sich identifizieren können? War da nicht jener fürchterliche junge Man aus Höhenschönhausen, der scherzhaft „H-Town“ zum neuen Mekka kultureller Identität erklärte, nicht wissend wie recht er in seinem Falle hat und dass ich mir seither nichts sehnlicher wünsche, als dass er nie wieder von dort zurückkehren möge? Alles harmlos im Vergleich zur englischsprachigen Finalistin, jene in Leopardenleggins gehüllte Trendpomeranze, die gefeiert wurde als würde sie etwas unglaublich Hochwertiges bieten. Es war der Gipfel an Scheiße, englische Scheiße zwar, dadurch aber nicht weniger Scheiße. Nun gut, Shit. Die Menge jubelte, ich buhte laut. Doch das ist nicht gern gehört, dort wo sich selbsternannte Poeten tummeln und gegenseitig feiern. Man weist mich zurecht, dass es unfair sei, ich trinke mein Bier und schweige. Und bin doch fast ein bisschen froh, dass die Erinnerungen daran blässer werden.

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