Sonntag, 9. November 2008

Licht und Schatten Teil 1: Licht

„Die Kassierer, was ist das eigentlich? Ja mein Freund, das fragst du dich.“ Die Antwort ist vielschichtig und komplex. Und dennoch schafft Mitch Maestro sie ganz einfach zu geben. Es ist ein der Höhepunkte des Abends, einer jener Momente, an denen man weiß, Teil eines großen Momentes in der jüngeren Geschichte der Menschheit zu sein. Die Kassierer spielen vor einem ausverkauften SO36, sie spielen, wie sich später herausstellen wird, in den Geburtstag von Frontmann Wölfi.
Schon der Anfang ist vielversprechend, nach zwei pathosüberladenen Intros betreten die Giganten die Bühne und Nikolaj Sonnenscheiße weiß, nach was es dem Publikum lechzt: es braucht nur ein Wort um den Schlachtruf zu intonieren. „Saufen, Saufen, jeden Tag nur Saufen!“. Der Chor von tausenden getrunken Bieren weiß wie man mitsingt, Wölfi ist sichtlich gerührt und entledigt sich schon nach dem ersten Lied seines T-Shirts. Die Kassierer haben das Körperliche hinter sich gelassen und das Geistige in den Vordergrund gerückt. Ich atme glücklich aus und entspanne mich: Bei den Kassierern wird der Bauch nicht eingezogen. Bei den Kassierern fliegen Hosen durch die Luft, werden Unterhosen auf der Bühne getauscht, werden Hodensäcke besungen und präsentiert. Die Kassierer sind das Proletariat unter den Intellektuellen. Die Kassierer sind so Punk wie Punk nur sein kann, wie Punk in Berlin sonst nicht existieren kann, nein er muss aus Wattenscheid importiert werden. Aus Wattenscheid, der Keimzelle des Drecks, den wir alle lieben, den nicht einmal Thomas Wenner von der Straße kratzen konnte. „Arbeit ist scheiße, Arbeit ist scheiße!“ singen wir alle mit. Wir wissen wovon wir reden und die Kassierer verstehen uns. Und Volker Kampfgarten liefert uns ein Schlagzeugsolo, ein Hauch 80er Jahre Heavy Metal hängt in der Luft. Die Kassierer sind Glamour von der anderen Seite, die Kassierer sind mächtig. Wölfi will Europakanzler werden, Wölfi muss Europakanzler werden.

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