Mittwoch, 14. Januar 2009

Monolog des Teilzeitmisanthropen (gekürzte und unzusammenhängende Fassung)

(der Teilzeitmisanthrop betritt die Bühne, durch Spezialeffekte wird die Temperatur im Raum von 20°C auf -8°C reduziert. Unsicher schaut er sich um, plötzlich erscheint eine Diaprojektion mit einem verzerrten, unkenntlichen Gesicht. Der Teilzeitmisanthrop richtet seinen Monolog an die Projektion)
Der Teilzeitmisanthrop:
Es gibt da eine Ebene, über die rede, weil ich an sie denke, doch warum denke ich an sie? Was ist sie überhaupt und was hat sie mit dir zu tun? Nichts vermutlich. Sie eine Metapher, ein Gedanke, ein Moment, eine Vision, ein Traum. Sie ist fern von mir. Wie du. Vielleicht ist es das, vielleicht nicht.
(Pause)
Vielleicht ist mehr! Sie ist kahl und kalt, du kannst auch kalt sein, doch bist du nicht kahl... Sie liegt in einem Land, das es nicht gibt, ich liebe dich für etwas, das es nicht gibt!
(Pause, das Gesicht ändert sich, wird kurzzeitig scharf, dann wieder unscharf. Durch Spezialeffekte, z.B. spezielle Hypnose oder irgendetwas anders unrealistisches, sieht jeder Zuschauer ein anderes Gesicht scharf)
Ist es Wahn? Ideologie? Biologisch konsequente Evolution, man muss ja aussterben, das wäre auch möglich, wahrscheinlich sogar, ohne Gott erklärbar, ohne Psychologie und chemische Gehirnforschung!!! Ist unser Gehirn eigentlich noch normal?
(Kurzzeitig freut sich der Teilzeitmisanthrop über seine wissenschaftliche Erklärung)
Wäre nicht ein Unfall eine Erklärung für alles, ein Schaden, der all den menschlichen und unmenschlichen Makel erklärt? Du bist der Gedanke, der Hass, der kann nicht normal sein, für was wäre er normal, wenn er es ist, wofür dann und seit wann? Nur Zeitverschwendung, Intelligenzverschwendung, Verschwendung emotionaler, geistiger und körperlicher Resourcen, was wir uns nicht erlauben dürfen heutzutage. Erlöse mich von diesem Dilemma, hör einfach zu. Ich erzähle dir von der Ebene, die da ausgebreitet und flach liegt. Sie ist kalt und kahl, sie ist ein Hort der Einsamkeit, ein Hort der Ruhe - ein Schatten der Zweifel an Dingen, die sind und akzeptiert werden müssen. Die ständigen Fragen, warum es denn nicht einfach sein kann, warum man vor sich hinvegetiert und böse wird, Gift sprüht und sich doch nur wieder selber trifft.
(Er hat kurzzeitig den Wahnsinn in den Augen stehen, sein Gesicht wird weiß ausgeleuchtet)
Auf dieser Ebene liege ich gerade und sonne mich in weißem, kalten Licht - phasenweise und momentweise, fühle mich frei.
(Er schüttelt das Licht von sich ab, Strähnen kalten Lichts fallen in alle Richtungen - ganz besonderer Spezialeffekt)
Ich bin nicht frei!! Ich bin in einem Gefängnis aus Gedanken, die zu Ende gedacht werden müssen, tue ich dies nicht, verliere ich sie und mit ihnen vielleicht die, denen sie gewidmet sind. Ich bin ein Sklave, Meter für Meter peitscht mich die Sehnsucht durch diese Ebene, durch diese Wüste an Dilemma, Dummheit und Enttäuschung! Wir rennen doch nur gegen die Wand, wer ist konsequenter, wer rennt schneller, wer prallt härter auf, wer lacht lauter? Vollidioten auf der Route ins Nichts, Ideologien aus kalter Asche und Dummheit. Wofür liebe ich euch eigentlich, ihr Menschen, wenn ihr doch nichts jemals zurückgebt, wo es euch doch scheißegal ist, ob ich von der Ebene erzähle oder von meinem Arsch.
(mitten aus dem Publikum stehen simultan drei Charaktere auf, das Gretchen, der Narr und Adolf Hitler. Adolf Hitler hat natürlich keine direkte Funktion, nur eine theatralische: Nazis sind wichtig im modernen Theater)
Der Narr:
Wehe, du, der das sagt, halt dein Maul sonst zeig ich dir den meinen! (er meint damit seinen Arsch)
Das Gretchen: (wütend)
Ach, was willst du mir sagen? Ich hör doch nicht zu, mir bedeutet das nichts. Also hinfort mit deinem wirren Geschwätz!
Der Teilzeitmisanthrop:
Ach nein,
oh Pein,
der Schein,
bricht ein,
soll sein,
allein,
muss schrein:
OHHH NEEEEIIIINNNNNN!!!!! (stirbt spontan)
(durch Spezialeffekte wird die Temperatur wieder auf 20°C angehoben, Nebelmaschinen werden angeworfen)
Der Narr:
Punkarsch und Zwirn, was wollte der uns eigentlich sagen?
Das Gretchen:
Was soll's, jetzt ist er hin.
(der Narr & das Gretchen wild küssend ab. In diesem Moment provozieren mindestens fünf Claqueure, oder entsprechende Spezialeffekte, wilden Beifall. Das Publikum feiert ausgelassen, Adolf Hitler fängt einen Weltkrieg an)

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